Römisches Feldvermessungswesen - Die Arbeit des mensors

 

Die Tätigkeit der Angehörigen des römischen Militärs reduzierte sich nicht lediglich auf die unmittelbar mit der kämpferischen Ausbildung verbundenen Tätigkeiten, sondern bei der Rekrutierung der Legion standen auch andere Tätigkeiten im Fokus, die insbesondere im Zusammenhang mit den auch weiteren Tätigkeiten des römischen Militärs wie z.B. Pioniertätigkeiten, handwerkliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem militärischen Lagerbau und der Gebäudeerrichtung sowie dem Straßenbau und dem Aufbau von ziviler und militärischer Infrastruktur durch z.B. Erschließung und Besiedlung von eroberten Gebieten standen. Typischerweise wurde in diesem Zusammenhang bei der Rekrutierung der römischen Legion, aber auch bei den Hilfstruppen daher auch auf die Verpflichtung von Berufsgruppen aus dem zivilen Leben mit besonderen Qualifikationen, wie z.B. Schmiede, Maurer (structor), Steinmetze (lapidarius), Maler (pictor), Stukkateure (tector), Dachdecker (scandularius), Zimmerleute (tignarius), Wagner, Fleischer, Jäger, Architekten (architectus), Topographen (librator), aber auch Landvermessern (mensores) u.a. geachtet, die über entsprechende Fachkenntnisse und Fertigkeiten verfügten, damit die römische Armee diese unterstützenden Tätigkeiten auch während der Feldzüge und bei der Erschließung von eroberten Gebieten wahrnehmen konnte. Diese mit logistischen Tätigkeiten und Bauarbeiten im weitesten Sinne verbundenen Berufe sind bei römischen Soldaten u.a. durch Inschriften und Textquellen (z.B. bei Vegetius in der Abhandlung über die Kriegskunst) belegt. Diese spezialisierten Fachkräfte in der Legion bzw. den Hilfstruppen gehörten zur Gruppe der sog. immunes, die typischerweise den unteren Dienstgraden angehörten und bis zu zehn Prozent einer Legion ausmachen konnten, also ca. 500 bis 600 Mann.   Die römischen Befehlshaber verfolgten bei der Einbindung der Armee in diese unterstützenden Tätigkeiten nicht zuletzt mehrere Ziele gleichzeitig, wie z.B. die Aufrechterhaltung der militärischen Moral und Fitness der Soldaten (auch in Friedenszeiten) durch körperlich anspruchsvolle und nützliche Tätigkeiten und dabei gleichzeitig die Nutzung preiswerter bzw. „kostenloser“ Arbeitskräfte, da die Soldaten ohnehin einen festen Sold bezogen und hierfür auch Tätigkeiten ausüben sollten, die über die reine kämpferische Tätigkeit hinausgingen und auch der Einführung bzw. Aufrechterhaltung römischer Standards in eroberten Gebieten und innerhalb der römischen Reichsgrenzen dienten.

 

Für die Durchführung von spezialisierten Pionier- und Bauarbeiten waren die Legionäre und Hilfstruppen auch mit Werkzeugen, Instrumenten und teilweise auch Maschinen ausgestattet, die sie auch in unserer Präsentation zum Einsatz des Maultiers und des Trosswesens im römischen Militär näher erläutert bekommen können und in den Römerlagern in der sog. fabrica (Werkstatt) unter der Aufsicht eines Offiziers, des magister fabricae, instandgehalten wurden.

 

Für die technischen Berufe des Topographen (librator) und insbesondere des Feldvermessers (mensor) waren darüber hinaus besondere Werkzeuge und Hilfsmittel (z.B. groma, chorobat, Lineale, Maßstangen und Zirkel) für topographische Vermessungen im Einsatz, die wir in einer zusätzlichen Darstellung und Erläuterung der Funktionsweise präsentieren können. Die hierfür verwendeten Rekonstruktionen von Messgeräten beruhen auf archäologischen Funden (z.B. Ausgrabungen in Pompeji), schriftlichen Überlieferungen (z.B. bei Vitruv) und Grabinschriften, die auch heute noch der Allgemeinheit zugänglich sind.

 

Ein wesentliches Instrument des mensors war die groma, eine Kombination aus Loten und einem Visierkreuz auf einem Stützstab, das die Ausmessung von rechten Winkeln und Absteckung von geraden Linien im Feld mit erstaunlicher Präzision ermöglichte und insbesondere im Lager-, Straßen- und Wasserleitungs- und Gebäudebau zum Einsatz kam. Die groma erforderte besonderes Fachwissen und Präzision des Anwenders, der infolgedessen teilweise auch als gromaticus in der römischen Armee bezeichnet wurde. Die von uns verwendete Rekonstruktionsvariante beruht auf einem Fund aus dem antiken Pompeji aus dem 1. Jh. n. Chr., das 79 n. Chr. durch den verheerenden Vulkanausbruch des Vesuvs verschüttet wurde.

 

Die detailgetreuen historischen Rekonstruktionen von Zirkeln und Vermessungsgeräten (z.B. römischer Fußmaßstab, Senklote) orientieren sich an Originalabbildungen und Funden wie z.B. im Rheinischen Landesmuseum Trier, im Museum Carnuntium (Österreich) und im Museum und Park Kalkriese  ausgestellt, an Mörtelabdrücken in den Kaiserthermen Trier sowie an dem Grabstein des Landvermessers Marcus Aebitius Mecedo.